In unserer Fachtagewoche vom 12.09. bis 16.09.11 haben wir uns mit dem Thema "Sucht" beschäftigt.  Wir, die Klasse 9a des Gymnasiums Bondenwald, haben zu jeweils drei Arten von Sucht verschiedene Stationen bearbeitet. Außerdem kamen Betroffene, ehemals abhängige Personen, um uns ihre Geschichte zu erzählen.

Am Montag wurden wir von unseren Klassenlehrern zuerst in das Thema allgemein eingeführt. Zum Beispiel sollte jeder einen so genannten "Schutzfaktoren-Check" ausfüllen, in dem man seine eigenen Fähigkeiten und Schwächen auf einer Skala einschätzen sollte. Außerdem sollten wir in ein "Tankmodell" schreiben, welchen Gefühlszustand man für angenehm hält und was man tut, um diesen Zustand zu erlangen.

Am Dienstag haben wir angefangen, uns mit Alkohol und seinen Folgen auseinanderzusetzen. In den ersten Stunden haben wir fünf Stationen bearbeitet, in denen es darum ging, zum Beispiel die körperlichen Schäden, die nach längerem Alkoholkonsum entstehen, zu erkennen. Zudem sollten Jungs und Mädchen auf einem Ankreuzbogen auf einer Skala von eins bis zehn ankreuzen, wie schlimm oder peinlich ein bestimmtes Ereignis für sie sein könnte. (Zum Beispiel: Sein/e/ihr/e Freund/in pöbelt andere Leute im betrunkenen Zustand an.) Nach einer Pause kamen dann Andre Rudel, ein ehemals Alkoholabhängiger, und ein Psychologe. Andre stellte sich vor und erzählte uns dann ausführlich seine ganze Geschichte. Ich fand dies sehr spannend, da ich auch öfters Alkoholikern begegne und mich frage, wovon und wie sie leben. Wir bekamen eine TV-Dokumentation über Alkohol vorgeführt, in der Andre mitgewirkt hat. Später durften wir ihm Fragen stellen, die uns beschäftigten.

Am Mittwoch kamen wir dann zum Thema Cannabis. Erst sollten wir, wie am Tag zuvor, verschiedene Stationen bearbeiten, um diese gefährliche Droge näher zu erforschen. Bei einer dieser Stationen haben wir uns einen Film angeschaut. Es ging um einen Schüler, der gekifft hat und dann trotzdem Auto gefahren ist. Er wurde von der Polizei angehalten und diese hat ihn auf Drogen getestet. Da ich schon vorher ein paar Bücher über Drogen gelesen hatte, hat es mich umso mehr erstaunt, wie sehr Cannabis schaden kann. Nach der Stationsarbeit haben wir eine kleine Pause eingelegt. Meine Klasse war schon gespannt auf den ehemals Drogenabhängigen. Wir haben uns vorgestellt, wie er aussieht und spricht, und ob man ihm ansehen könnte, dass er früher Drogen genommen hat. Dann war es soweit: Es kam ein Mann, der eigentlich ganz normal aussah. Doch wir haben erfahren, dass dies nur der Therapeut war. Der, auf den wir so gespannt gewartet hatten, hatte sich ein bisschen verspätet. Doch schließlich kam er doch noch. Kolja stellte sich vor und ich war überrascht. Ich hatte mir einen dünnen, düsteren Mann mit Augenringen vorgestellt. Kolja war aber ein kleiner, sympathischer Mann, der keine Augenringe hatte. Und was uns aber noch mehr überraschte, war, dass Kolja sehr gelassen und ruhig war. Wir konnten ihn alles fragen und er beantwortete alles. Ich konnte mich richtig in ihn hineinversetzen und fand dieses Gespräch sehr spannend. Allerdings war ich geschockt, wie viele Joints ein Cannabisabhängiger am Tag raucht. Das konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Nach diesem Gespräch mit Kolja haben wir nach dem Unterricht noch mit den Mitschülern über ihn geredet. Ich glaube, wir waren alle ziemlich beeindruckt.

Am Donnerstag wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir konnten zwischen dem Thema "Essstörungen" und "Mediensucht" wählen. Ich habe mich für Essstörungen entschieden, da mich dies mehr interessiert hat als Medien. In meiner Gruppe waren nur Mädchen, was ich sehr gut fand, da ich so offener mit den anderen reden konnte. Zunächst haben wir Gedanken gesammelt zum Thema "Was ist schön?" und "Was sind Schönheitsideale?". Dann haben wir zu den Essstörungen Magersucht (Anorexia nervosa), Bulimie und Binge-Eating-Störung Informationen erarbeitet. Als wir damit fertig waren, beschäftigten wir uns mit einem Fallbeispiel: Es beschrieb ein Mädchen, das nach einem blöden Spruch vom Lehrer abnehmen will und nichts mehr isst. So wurde es dann magersüchtig. Mit unserer Lehrerin haben wir dann noch in einer Runde über die Rolle von Medien in Bezug auf Schönheitsideale diskutiert. Dann kam eine Betroffene und eine Therapeutin zu uns. Wie die Betroffenen davor, erzählte sie uns ihre Geschichte und wir durften sie alles Mögliche fragen. Wir erfuhren, dass es viele verschiedene Gründe gibt, magersüchtig zu werden oder Bulimie zu bekommen. Zum Beispiel, wenn andere Leute blöde Sprüche abgeben und man selbst nicht genug Selbstbewusstsein hat, um zu sich zu stehen. Auch diesen Tag fand ich sehr ansprechend. Er war gut gestaltet und organisiert.

Dann kam leider schon der letzte Tag der Fachtagewoche. Wir sprachen darüber, wie uns diese Woche gefallen hat und dann sollten wir in Gruppen einen "kreativen Beitrag" erstellen. Meine Gruppe hat zum Beispiel einen Foto-Roman erstellt, in dem ein Mädchen magersüchtig ist und ein anderer dieses beeinflusst hat, Alkohol zu trinken. Später kamen dann auch noch Drogen ins Spiel. Man konnte auch einen Film zum Thema "Sucht" drehen oder ein Informationsplakat machen. Dieser Tag war sehr lustig, da wir viele kreative Ideen hatten, die gut umzusetzen waren.

Insgesamt war diese Woche sehr schön, informativ und abwechslungsreich, weil wir ein paar Einblicke ins Leben von Betroffenen bekommen haben. Ich glaube aber, das Wichtigste, was wir gelernt haben, ist, dass wir zu uns selbst stehen müssen, um im Leben nicht abzusinken.

Carlotta Lohrengel, Klasse 9a