Journal
An dieser Stelle finden Sie (chronologisch geordnet) Beiträge zu Veranstaltungen und Nachrichten.
Bock auf Dialog? – Vorlesungsreihe Anthroplogische Psychiatrie online
Bedingt durch die Corona-Pandemie kann die Vorlesungsreihe “Anthropologische Psychiatrie – philosophische Aspekte psychischer Erkrankungen“ zur Zeit nicht life stattfinden.
Die Vorlesungen werden allerdings von der Universität Hamburg als “Lecture2go“ angeboten.
Sie können die spannende trialogische Diskussion im großen Hörsaal nicht ersetzen. Doch die Gestaltung als Dialog erlaubt einen breiten Zugang, die online-Form eine großzügige Verteilung. Das Oberthema in diesem Semester – “SOZIALE NOT UND SEELISCHE GESUNDHEIT“ – ist hochaktuell, gerade zur Zeit der Corona-Krise.
26. April Urbanität und psychische Erkrankung – Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Hans-Joachim Salize
12. Mai 2020 Stigmaresitenz – Dialog mit Dr. Candelaria Mahlke und Gwen Schulz, beide Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
26. Mai 2020 “Empowerment-College - Von Krisen-Erfahrenen lernen“ Dialog mit Monika Möhrenkamp und Jörn Petersen, beide FOKUS Bremen
Diese Themen werden als Dialog folgen:
Nachruf auf Andre Rudel, der am 1. April 2020 im Alter von 74 Jahren verstarb
Irre menschlich Hamburg e.V. verdankt ihm viel.
Andre, wie oft bist Du auferstanden?
- Nicht von den Toten, sondern vom Grund der hochprozentigen Flaschen.
- Nicht von den Toten, sondern aus zahllosen Narkosen, aus Gipsbett und -verbänden, aus Rollstühlen und Gehhilfen.
Andre, der Aufstehmann, der ganze Mann und nicht ein Aufstehmännchen.
Wir haben viele Projekte gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von psychisch kranken Menschen gemeinsam gestaltet, wobei die Gestaltung Deine Sache war, ich habe nur moderiert. Du hast der Geißel “Alkoholsucht“ Gestalt verliehen, sie mit Deiner Geschichte begreiflich, fassbar gemacht.
Deine Geschichte? Deine Geschichten! Immer wieder in all den Jahren erfuhr ich zu all den Facetten, die ich mit der Zeit kennengelernt habe, Neues. Irgendwann dachte ich, ich wüsste nun endlich alles, was Du so erlebt und erlitten, verkorkst und besiegt hast. Aber nein! Du warst schier unerschöpflich. Und ich fragte mich, welches Deiner Erlebnisse Dich besonders charakterisiert. Und da fiel mir immer wieder die Geschichte von der Visite an Deinem Bett im Unfallkrankenhaus Boberg ein.
Es war irgendwann nach Deinem entsetzlichen Unfall: Im Bett liegt ein Haufen Mensch – zusammengeflickt und geschraubt, bandagiert und betropft aus diversen Beuteln, beatmet und vierundzwanzig Stunden am Tag umhegt und umpflegt, näher dem Tod als dem Leben.
Es versammeln sich die Weißkittel und schauen von oben, stehend, auf Dich hinunter. Der Höhenunterschied zwischen den Augen von denen und von Dir hat Dich schon immer gewurmt. Und der Oberweißkittel wendet sich an seine Unterweißkittel: „Um den müsst ihr euch nicht mehr viel kümmern. Der macht’s nicht mehr lange!“ Sprach’s und ging und hatte Dich mit seinem Defätismus, seinem Pessimismus, seiner Arroganz auf dem “Fuß“ erwischt, der noch heil war. Dem hast Du es zeigen wollen und das ist Dir gelungen! Ich bin allerdings sicher, dass dieser Spruch höchstens Auslöser aber nicht Ursache Deines: „Dem zeig ich‘s!“, war.
Andre, wie oft bist Du auferstanden? Was hat es Dich an Kraft gekostet? Was hat Deinen Lebensmut, Deinen Lebenshunger immer wieder auf Trab gebracht? Wie gelang es Dir Schmerzen, Trauer, Wut und Lebensverdruss immer wieder zu überwinden? Ich bin voll Bewunderung!
Zweifelsohne war Deine Frau Viola Dir ein Stock und Stab in dieser Finsternis. Aber Du hast das auch vor Viola geschafft. Vielleicht waren Deine Eltern – die natürlich eine Geschichte für sich sind, das kann in Deinem Leben gar nicht anders sein – vielleicht waren sie gut beraten, Dich Andre zu nennen, die französische Variante von Andreas und das bedeutet nach Wikipedia “der Tapfere“.
Und so tapfer, wie Du durch die Katastrophen Deines Lebens gegangen, manchmal geschlichen, gestolpert, manchmal gehumpelt bist, so tapfer bist Du in den Tod gegangen. Das weiß ich von Viola.
Andre, Du musst jetzt nicht mehr auferstehen. Du darfst jetzt ruhen, in Deinem Grab und in unseren Herzen.
Henning Hallwachs in Trauer bei Viola Rudel
(Viola Rudel, Curslacker Deich 250, 21039 Hamburg)
Auftakt-Event zu BIPO HOME am Donnerstag, 6. September 2018, 18–20 Uhr
Emily Maguire mit Christian Dunham, Bass
Ein Höhepunkt der 18. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen gleich zum Auftakt: Die britische Singer-Songwriterin mit der starken Bühnenpräsenz hat bereits fünf Alben aufgenommen. Sie hat eine ungewöhnliche Künstlerkarriere hinter sich, die sie von der australischen Wildnis bis in die Londoner Royal Albert Hall führte. Sie schreibt pointierte und feinfühlige Texte, die unter anderem ihre Erfahrungen mit ihrer manisch-depressiven Erkrankung aufgreifen. Doch fast nocheindrucksvoller als ihre Texte ist ihre ausdrucksstarke Stimme mit der unverwechselbaren Färbung und Intensität, der sich niemand entziehen kann. Emily wird von ihrem Mann, dem Bassisten Christian Dunham, begleitet.
Festvortrag: "Die Macht der Kränkung"
Reinhard Haller, Feldkirch
Kränkungen sind universell und zeitlos. Nahezu jedem menschlichen Problem liegt eine Kränkung zugrunde. Erstaunlicherweise ist gerade unsere scheinbar so selbstbewusste Gesellschaft extrem empfindlich und verletzlich. Kränkungen treten uns im Innersten, greifen unsere Selbstachtung, unser Ehrgefühl und unsere Werte an. Sie können uns aus der Bahn werfen, uns krank machen und sogar zu den grausamsten Verbrechen und Kriegen führen. Es wird aufgezeigt, welche Macht Kränkungen über uns ausüben und wie es gelingen kann, an seelischen Verletzungen nicht nur zu wachsen, sondern auch die eigene Persönlichkeit zu stärken. Prof. Dr. Reinhard Haller ist Psychiater, Psychotherapeut, Neurologe sowie Autor und beliebter Vortragsredner. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Suchtforschung.
Aretäus-Preis 2018
Zum fünften Mal verleiht die DGBS ihren Aretäus-Preis und würdigt damit Menschen oder Institutionen, die zum Thema Bipolare Störungen außergewöhnliches Engagement erbracht haben.
Jules-Angst-Forschungspreis
Der Jules-Angst-Forschungspreis wurde im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben und würdigt herausragende junge Wissenschafler_innen für ihre Forschungsarbeit zu Bipolaren Störungen.
Verleihung des DGBS-Gütesiegels
Hans-Jörg Assion, Dortmund / Martin Schäfer, Essen
Seit 2013 zeichnet die DGBS solche Klinken mit einem Gütesiegel aus, die sich in besonderer Weise um die leitliniengemäße und damit auch trialogische Behandlung und Versorgung bipolar erkrankter Menschen einsetzen.
Infos zur Tagung unter www.dgbs.de
Fachwoche “Psychische Gesundheit“ im Berufsbildungswerk Hamburg / Berufliche Schule Eidelstedt
In der Woche von Montag, 04. bis Freitag,08. Dezember 2017 findet im Berufsbildungswerk Hamburg GmbH (BBW) in Eidelstedt sowie in der dortigen Beruflichen Schule Eidelstedt (BS24) die Fachwoche "Psychischen Gesundheit" statt. Irre menschlich Hamburg ist als Kooperationspartner mit der Durchführung von insgesamt 32 Workshops betraut.
Über das BBW
Das Berufsbildungswerk Hamburg (BBW) führt Berufsausbildungen und Berufsvorbereitung für junge Menschen mit Behinderung durch (vorwiegend Lernbehinderungen, aber auch Körperbehinderungen, Sinnesbehinderungen leichter und mittlerer Ausprägung wie z.B. Hörschädigung und psychische Beeinträchtigungen).
Das BBW arbeitet im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Deutschlandweit gibt es über fünfzig Berufsbildungswerke.
Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer_innen im BBW hat eine Förderschule besucht, viele haben keinen Abschluss oder einen schlechten Hauptschulabschluss. Es gibt keine Altersbegrenzung für die Aufnahme ins BBW. Die meisten Teilnehmer_innen sind bei Beginn zwischen 17 und 24 Jahre alt.
Zur Zeit werden 22 verschiedene Ausbildungsberufe angeboten. Mindestens ein Drittel der Ausbildungszeit lernen die Auszubildenden in Betrieben der jeweiligen Branche. In einigen Ausbildungsgängen verbringen die Azubis nahezu die gesamte Lehrzeit im Partnerbetrieb. Dies ist zum Beispiel im Einzelhandel, in der Alten- und Gesundheitspflege, in den kaufmännischen Berufen, im Friseurhandwerk und in den Gastronomieberufen der Fall. Bis auf wenige Ausnahmen besuchen alle Teilnehmer_innen des BBW's an zwei Tagen in der Woche die Berufliche Schule Eidelstedt (BS24), die auf dem Gelände des BBW's untergebracht ist.
Das oberste Ziel des BBW's ist die berufliche Vermittlung der Absolventen in den ersten Arbeitsmarkt.
Konzept der Veranstaltung
Die Fachwoche macht den Schüler_innen und Mitarbeiter_innen (Ausbilder_innen, Sozialpädagog_innen, Psycholog_innen, Förder- und Berufsschullehrer_innen) das Angebot, sich einmal intensiv mit der eigenen Verschiedenheit und der der anderen zu beschäftigen.
Das Programm setzt sich aus 32 Workshops zu 14 verschiedenen Themen zusammen, die bereits innerhalb der Schülerforen bei "Psychiatrie macht Schule" – Tag der offenen Tür für Schüler_innen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erprobt und immer zahlreich besucht werden. Elf Workshops werden mehrfach angeboten. Alle Workshops sollten sowohl mit Expert_innen besetzt sein, die sich beruflich mit den verschiedenen Problembereichen auseinandersetzen, als auch mit solchen, die über eigene Krisenerfahrung verfügen.
Das Themenangebot sollte mit den Schüler_innen im voraus besprochen worden sein, damit diese daraus ihre eigene Wahl treffen konnten. Es besteht die Möglichkeit, sich in Lerngruppen über bestimmte Themen zu informieren und auszutauschen. Folgende Workshops, für die sich jeweils maximal zwanzig Schüler_innen und Mitarbeiter_innen anmelden können, werden angeboten:
"Aktiviere Deine Stärken im Alltag"
Hilfe zum Selbstmanagement für Menschen aus dem ADHS- und Autismusspektrum
Kristina Meyer-Estorf, kompetenzwerk-turtlesteps.de
"ADHS kommt nicht allein!
Konstruktiver Umgang mit ADHS und Begleiterkrankungen
Kristina Meyer-Estorf, kompetenzwerk-turtlesteps.de
"Verträumt, durchgerutscht und spät erkannt"
Langsamkeit, Erschöpfung und Autismus bei Mädchen
Kristina Meyer-Estorf, kompetenzwerk-turtlesteps.de
Meine graue Wolke der Traurigkeit (2 x)
Wie ich lernte mit meiner Depression zu leben
Zwanghaft online (2 x)
Gefahren und Hintergründe der Mediensucht
Bettina Moll, UKE
Is(s) was? Magersucht und Bulimie (3 x)
Hungern, Kotzen oder beides für ein Schönheitsideal?
"Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (4 x)
Manie und Depression – extreme Schwankungen von Stimmung und Energie. Wie wird die Dynamik erlebt? Was hilft?
Durch Drogen psychotisch? (2 x)
Wie groß ist die Gefahr? Bericht aus eigener Erfahrung mit Cannabis
"Wie kann ich nur leben?" (2 x)
Borderline als ständige Herausforderung
"Alkohol – nein Danke!" ist Stärke (4 x)
Andre Rudel
Zwang: "Der Kobold in meinem Kopf" (3 x)
Antonia Peters, zwaenge.de
Die erste Psychose (2 x)
Wie kann es beginnen? Gibt es typische Krisen? Was passiert in der Seele, was in der Familie?
Borderline (2 x)
Gefühle extrem und außer Kontrolle
Wie Ängste das Leben einengen (2 x)
"Stimmenhören"
Botschaften aus einer inneren Welt?
Robert Dorner
„Am Anfang war die Beleidigung.“