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An dieser Stelle finden Sie (chronologisch geordnet) Beiträge zu Veranstaltungen und Nachrichten.


Einladung zum Fachtag: “Sensibilität und Toleranz“ – Alltagsaufgabe im psychosozialen Bereich und gesellschaftliche Herausforderung am Mittwoch, 07.05.2025

26. März 2025

Eine Veranstaltung von “Irre menschlich Hamburg e.V.“ zum 25jährigen Bestehen

in Kooperation mit der Sozialbehörde und der Patriotischen Gesellschaft von 1765

Die Welt-Entwicklung wirkt auch nach innen: Angst und Unsicherheit nehmen zu. Sensibilität und Toleranz sind mehr denn je gefragt. Selbstverständlich waren sie nie, doch wir haben die Möglichkeit, sie aktiv zu stärken. Das Klima verändert sich – auch im Inneren, der Frieden ist fragil – auch der untereinander. Die Angst vor Fremden bedroht auch die, die sich gelegentlich selbst fremd werden. Die Vielfalt zu bewahren stärkt uns alle. Für Fachleute und Politik bleibt es eine gemeinsame Aufgabe, der Stigmatisierung als Herausforderung in der alltäglichen Arbeit zu begegnen und Sensibilität und Toleranz zu schützen.

Ist es noch normal, verschieden zu sein?

Wir laden die Mitarbeiter*innen aller psychosozialen/psychiatrischen Einrichtungen, der Eingliederungs-, Jugend-, Obdachlosen-, Alten-Hilfe und der beruflichen Reha sowie engagierte Erfahrene und Angehörige herzlich zum 25. Geburtstag von “Irre menschlich Hamburg“ ein, um Antistigma-Arbeit und das Bemühen um Stigma-Resistenz zum Thema zu machen. Ziel ist, dass wir wechselseitig Bewährtes weitergeben und über Neues gemeinsam nachdenken. Besonders wollen wir die Dringlichkeit der alltäglichen Antistigma-Arbeit reflektieren.

Was können und müssen wir tun, um die Vielfalt zu wahren?

Wann:  Mittwoch, 07. Mai 2025, 09:00–14:30 Uhr

Wo:  Patriotischen Gesellschaft von 1765, Trostbrücke 6, Hamburg

Anmeldung:  bis zum 22. April 2025

                           per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung Name, Institution und die Nummer des Workshops an, an dem Sie teilnehmen möchten.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Zugang mit Rollstuhl begrenzt möglich (kein E-Rollstuhl, max. Tiefe 118 cm, max. Breite 98 cm)

Vorab: Füllen Sie gerne im Vorfeld einen kurzen Fragebogen aus – Wir möchten Ihre Antworten für eine Bestandsaufnahme der Aktivitäten auf der Tagung und als Basis für die weitere Planung nutzen.

Irre menschlich Hamburg e.V. lebt von vielfacher Unterstützung. Nennen möchten wir insbesondere:

Datenschutzerklärung:

Mit Ihrer Anmeldung zur Veranstaltung erklären Sie sich damit einverstanden, dass während der Veranstaltung Foto- und Videoaufnahmen gemacht werden. Diese Aufnahmen können für die Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation der Veranstaltung verwendet werden. Wenn Sie nicht auf Foto- oder Videoaufnahmen erscheinen möchten, bitten wir Sie, uns dies vorab oder spätestens zu Beginn der Veranstaltung mitzuteilen.

Des Weiteren willigen Sie ein, dass Ihre personenbezogenen Daten zum Zwecke der Veranstaltungsorganisation und Nachbereitung an “Irre menschlich Hamburg e.V.“ übermittelt werden. Die Daten werden ausschließlich für diesen Zweck verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Ablauf

08:30 Uhr Ankommen, Anmeldung, Kaffee/Tee

09:00 Uhr Begrüßung  Burkhard Plemper (Moderator) und Hella Schwemer-Martienßen (2. Vorsitzende Patriotische Gesellschaft von 1765)

Grußwort  Tim Angerer, Staatsrat, Sozialbehörde

09:20 Uhr  Sensibilität und Toleranz – Was macht, was will “Irre menschlich Hamburg e.V.“?

Prof. Dr. Thomas Bock im Gespräch mit Claudia Wetterhahn, Rabea Fischer, Simon Schultheiss und Robert Dorner

09:45 Uhr  Stigma psychische Erkrankung in Gesellschaft und Psychiatrie: Wo stehen wir?

Prof. Dr. Georg Schomerus, Psychiatrische Uniklinik Leipzig

10:10 Uhr  Diskussion

10:25 Uhr  Kaffeepause

10:45 Uhr  Zwei Impulsvorträge:

Seelische Not von Kindern und Jugendlichen – Angst um diese Welt: Ergebnisse der COPSY-Studie

Dr. Anne Kamann

Migration und psychische Belastung – Notwendige Hilfen und aktuelle Situation

Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz, Charité Berlin

11:25 Uhr  Diskussion

11:45 Uhr  Ergebnisse der Vorbefragung: Erfahrungen mit Stigma und Antistigma-Arbeit

Venja Kampen, Robert Dorner

11:55 Uhr  Mit Kultur für Toleranz & gegen Vorurteile

Thilo Bock, Kraus (ARINET GmbH, Seelenbrand-Festival, Künstler)

12:20 Uhr  Austausch und Stärkung bei einem Imbiss

12:50 Uhr Arbeitsgruppen: Erfahrungen, Perspektiven – Sensibilität und Toleranz leben

(1) Idee des Trialogs – Basis für alle Anstrengungen um Sensibilität und Toleranz:

Austausch der Erfahrungen aus 35 Jahren Psychose-Seminar am UKE und allen anderen Hamburger Trialogforen (Bergedorf, Borderline, Messie, Café Dreiklang). Welchen Bedarf gibt es für weitere Foren?

Moderation: Rabea Fischer

Dokumentation: Marion Ryan

weitere Impulse: Ellen Andresen, Johanna Wessels, Angelika Müller

(2) Praxis von Begegnungsprojekten und trialogischen Fortbildungen:

im ganzjährigen Alltag: in (Berufs-)Schulen und für Lehrerschaft, Jugendhilfe, Polizei, Justizvollzug, Berufsbetreuung, Medizinstudierende, u. v. a. Welche entstigmatisierenden Kernelemente wirken nachhaltig? Sind sie übertragbar für den Umgang mit Betroffenen und Angehörigen? Sehen wir neue Zielgruppen für trialogische Fortbildung, z. B. in Behörden, in Betrieben, in betreuenden Institutionen? Was bilden dazu die Umfrageergebnisse ab?

Moderation: Claudia Wetterhahn

Dokumentation: Dr. Anja Dessauvagie

weitere Impulse: Gwen Schulz/Rebecca Nixdorf (Antistigma-Module), Nina Kamp (Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, angefragt), Kirsten Wacker (Sozialpädagogisches Fortbildungszentrum Hamburg - SPFZ), Ute Becker

(3) Diskussion von bisherigen und zukünftigen Antistigma-Projekten:

mit Schwerpunkt auf der Woche der Psychischen Gesundheit. Reflexion der Umfrage-Ergebnisse, neue Ideen und Kooperationen, Verbesserung der wechselseitigen Unterstützung.

Moderation: Dr. Candelaria Mahlke

Dokumentation: Georg Knigge

weitere Impulse: Robert Dorner, Imke Heuer, Jan-Christian Wendt-Ahlenstorf (“Op de Wisch“)

(4) Seelische Not junger Menschen in einer Welt mit multiplen Herausforderungen:

Folgerungen aus der COPSY-Studie, Erfahrungen mit “Zu-sich-stehen“-Gruppen für junge Menschen mit persönlicher/familiärer Psychiatrieerfahrung, positive und negative Internet-Erfahrungen. Wie etablieren wir weitere Projekte zur Förderung der Stigma-Resilienz?

Moderation: Prof. Dr. Thomas Bock

Dokumentation: Regina Linsig

weitere Impulse: Simon Schultheiss, Ann-Kathrin Napp/Dr. Charlotte Köttgen, Dr. Kathrin Schümann Riquelme

(5) Stigma Migration – Wie kommen wir da raus?

Weitere Diskussion des Vortrags und Reflexion der Hamburger Gegebenheiten inkl. der Erfahrungen mit Peer-Support? Wie können wir der doppelten Stigmatisierung entgegenwirken? Welche transkulturellen Projekte existieren – auf welchem Weg können wir dieses Angebot erweitern?

Moderation: Dr. Sabine Schütze

Dokumentation: Lena Nugent

weitere Impulse: Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz, Julia Fischer-Ortmann (Centra), Tabasam Saidzada (Migration-Peer-Projekt), Dr. Horacio Riquelme, Dr. Areej Zindler (UKE-Flüchtlingsambualnz für Kinder)

Weitere Funktionen und Aufgaben bei “Irre menschlich Hamburg e.V. (IM) bitte der Liste unten entnehmen.

14:00 Uhr  Impulse aus den 5 Arbeitsgruppen: Wie geht´s weiter?

- 14:30 Uhr  Ausklang bei Keksen und Kaffee


Am Fachtag aktiv Beteiligte:

Andresen, Ellen  Messie-Trialog

Angerer, Tim  Staatsrat für Gesundheit und Arbeit, Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde)

Becker, Ute  Vorstand “Irre menschlich Hamburg e.V.“ (IM),Café Dreiklang Berufsschulprojekte

Bock, Thilo  Geschäftsführer bei ARINET GmbH (Arbeits-Integrations-Netzwerk), Begründer des Seelenbrand-Festivals, Künstler

Bock, Prof. Dr. Thomas  Vorstand IM, UKE, Mitbegründer des Trialogs, Autor, Vorlesungs-Dialoge “Bock auf Dialog“

Dessauvagie, Dr. Anja  Sozialbehörde, Organisation

Dorner, Robert  IM, UKE, verantwortlich für die Organisation verschiedener Antistigma-Projekte, u. a. trialogische Fortbildung Polizei, Antistigma-Modul Pflege, Woche der psychischen Gesundheit

Fischer, Rabea  IM, UKE, Psychologin, Moderatorin Psychose-Seminar, Begegnungsprojekte zusammen mit der Patriotischen Gesellschaft von 1765

Fischer-Ortmann, Julia  Psychologin Centra (Koordinierendes Zentrum für traumatisierte Geflüchtete)

Heinz, Prof. Dr. Dr. Andreas  Ärztlicher Direktor Psychiatrische Uniklinik der Charité Berlin, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung

Heuer, Imke  IM, UKE, Ex-In Ausbildung, Erfahrung in partizipativer Forschung

Kampen, Venja  Sozialbehörde, inhaltliche Planung Fachtag, Umfrage

Kamann, Dr. Anne  UKE, Wissenschaftlerin in der COPSY-Studie zur psych. Situation junger Menschen

Kamp, Nina  Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, Schulprojekte, trialogische Fortbildungen

Knigge, Georg  IM, UKE, Psychologe, Antistigma-Modul Medizinstudierende, Evaluation Woche der psychischen Gesundheit (Projekt MASE)

Köttgern, Dr. Charlotte  ehem. Leiterin Psychiatrischer Dienst Amt für Jugend

Kraus  Punk-Chansonnier, unter anderem auf dem Seelenbrand-Festival

Linsig, Regina  Vorstand IM, Lehrerin, Angehörige, trialog. Fortbildungen, Berufsschulprojekte

Mahlke, Dr. Candelaria  IM, UKE, div. Forschungsprojekte zur Evaluation von Antistigmaarbeit, u. a; Evaluation Woche der psychischen Gesundheit (Projekte MASE)

Müller, Angelika  IM, Op de Wisch, Café Dreiklang

Napp, Ann-Kathrin  UKE, Wissenschaftliche Mitarbeiterin COPSY-Studie

Nixdorf, Rebecca  IM, UKE, Psychologisch Psychotherapeutin, Antistigma-Modul Pflege inkl. Evaluation

Plemper, Burkard  Journalist, Moderator, Filmemacher

Püschl, Monika  Sozialbehörde, inhaltliche Planung Fachtag

Ryan, Marion  IM, Angehörigen-Peerbegleiterin, Moderation Psychose-Seminar, trialogische Fortbildungen

Saidzada, Tabasam  Projekt Peer-Begleitung für Geflüchtete

Schomerus, Prof. Dr. Georg  Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig, Mitglied Sektion Stigma im Weltverband für Psychiatrie

Schümann-Riquelme, PD Dr. Horacio  IM, UKE, Studien zu ethischen und transkulturellen Fragen

Schümann-Riquelme, Dr. Kathrin  IM, Kinder- und Jugendpsychiaterin

Schütze, Dr. Sabine  IM, ehem. Oberärztin Berlin-Neukölln, Open Dialogue-Bewegung

Schultheiss, Simon  IM, Soz.-Päd.-Student, Moderator “Zu sich stehen“-Gruppen zu Stigma-Resilienz

Schulz, Gwen  IM, UKE, Genesungsbegleiterin: Antistigma-Modul Medizin und Pflege, trialogische Fortbildungen

Schwemer-Martienßen, Hella  2. Vorsitzende der Patriotische Gesellschaft von 1765, ehem. Bibliotheksdirektorin der Hamburger Bücherhallen

Vlahovic, Vladimier  Justizvollzugsschule Hamburg, trialogische Fortbildungen

Wacker, Kirsten  Sozialpädagogisches Fortbildungszentrum Hamburg (SPFZ), trialogische Fortbildungen

Wendt-Ahlenstorf, Jan-Christian  “Op de Wisch“, kulturelle Antistigmaprojekte, Woche der Seelischen Gesundheit

Wessels, Johanna  Messie-Trialog

Wetterhahn, Claudia  Vorstand IM, ehem. Beratungslehrerin, Angehörige, Projekt “Arbeit und Psyche“ für Berufsschulen u. a.

Zindler, Dr. Areej  UKE, Ärztliche Leiterin der Flüchtlingsambulanz

 

IM = Irre menschlich Hamburg e.V.

UKE = Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

noch einmal Bock auf Dialog? – Anthropologische Psychiatrie online

29. Oktober 2020
Coronabedingt kann die Vorlesungsreihe "Anthropologische Psychiatrie - philosophische Aspekte psychischer Erkrankungen" auch im Wintersemester 2020/21 nicht life stattfinden. Das ist allein schon wegen der lebendigen trialogischen Diskussionen im großen Hörsaal sehr schade. Doch rechtzeitig zum heutigen Starttermin schicke ich den Link zur ersten Online-Version und bitte alle Empfänger um großzügige Weiterleitung. Doch auch die Gestaltung als Dialog erlaubt eine Spannung und einen breiten Zugang. Das Oberthema “RINGEN UM NÄHE“ beleuchtet die Folgen der Corona-Krise auf vielfache Weise. 
 
Der heutige Link folgt der Tradition, den aktuellen EX-IN-Kurs um eine Gestaltung des aktuellen Themas zu bitten, wie immer eine bunte vielstimmige Collage zur “Bedeutung von persönlicher Nähe und Begegnung“ – etwas länger als die Dialoge mit einem oder zwei Referent:innen: Was bedeutet die aktuelle Krise für unsere Lebensqualität, für die Arbeit in der Psychiatrie und erst recht für die der Genesungs-/Peer-Begleiter:innen? 
 
 
In den nächsten Wochen folgen dann Dialoge zu den folgenden Themen:
-  am 10. November  Wenn die Gefahr von Außen alle betrifft – macht Corona solidarischer?“  Dr. phil. Candelaria Mahlke spricht mit Gwen Schulz und Thomas Bock
-  am 24. November  Liebe zu Zeiten der Corona Krise“  Prof. Dr. phil. Thomas Bock spricht mit PD Dr. med. Daniel Schöttle und Martin Wieser (GB)
-  am 8. Dezember  Flucht nach vorne - online geht mehr als wir denken!“  Prof. Dr. phil. Thomas Bock spricht mit Michael Schweiger (ARINET GmbH und Rainer Ott (GB)
-  am 24. Januar 2021  “Inflation der Verschwörungstheorien – wer schwört wem?“  Prof. Dr. phil. Thomas Bock spricht Prof. Dr. Michael Butter (Tübingen)
-  am 9. Februar folgt wieder eine Performance von Marlies Graser und Torsten Flögel aus Berlin zu berühmten Künstler:innen mit Krisenerfahrung, diesmal zu Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler
 
Die Vorlesungen werden als “Lecture2go“ von der Universität angeboten. Ich bitte darum, diese Info weiterzugeben bzw. diesen Link weiterzuleiten.
 
Mit herzlichem Dank und Gruß
 
Thomas Bock

Bock auf Dialog? – Vorlesungsreihe Anthroplogische Psychiatrie online

19. Mai 2020

Bedingt durch die Corona-Pandemie kann die Vorlesungsreihe “Anthropologische Psychiatrie – philosophische Aspekte psychischer Erkrankungen“ zur Zeit nicht life stattfinden.

Die Vorlesungen werden allerdings von der Universität Hamburg als “Lecture2go“ angeboten.

Sie können die spannende trialogische Diskussion im großen Hörsaal nicht ersetzen. Doch die Gestaltung als Dialog erlaubt einen breiten Zugang, die online-Form eine großzügige Verteilung. Das Oberthema in diesem Semester – “SOZIALE NOT UND SEELISCHE GESUNDHEIT“ – ist hochaktuell, gerade zur Zeit der Corona-Krise.

26. April Urbanität und psychische Erkrankung – Prof. Dr. Thomas Bock, Prof. Dr. Hans-Joachim Salize

12. Mai 2020 Stigmaresitenz – Dialog mit Dr. Candelaria Mahlke und Gwen Schulz, beide Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

26. Mai 2020  “Empowerment-College - Von Krisen-Erfahrenen lernen“  Dialog mit Monika Möhrenkamp und Jörn Petersen, beide FOKUS Bremen

Diese Themen werden als Dialog folgen:

9. Juno 2020  “Neue Wege in der Wohnungslosenhilfe - Bedeutung von Peer-Support“  Dialog mit Andrea Pilgerstorfer  (FHS St. Pölten, Österreich)

Nachruf auf Andre Rudel, der am 1. April 2020 im Alter von 74 Jahren verstarb

25. April 2020

Irre menschlich Hamburg e.V. verdankt ihm viel.

Andre, wie oft bist Du auferstanden?

  • Nicht von den Toten, sondern vom Grund der hochprozentigen Flaschen.
  • Nicht von den Toten, sondern aus zahllosen Narkosen, aus Gipsbett und -verbänden, aus Rollstühlen und Gehhilfen.

Andre, der Aufstehmann, der ganze Mann und nicht ein Aufstehmännchen.

Wir haben viele Projekte gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von psychisch kranken Menschen gemeinsam gestaltet, wobei die Gestaltung Deine Sache war, ich habe nur moderiert. Du hast der Geißel “Alkoholsucht“ Gestalt verliehen, sie mit Deiner Geschichte begreiflich, fassbar gemacht.

Deine Geschichte? Deine Geschichten! Immer wieder in all den Jahren erfuhr ich zu all den Facetten, die ich mit der Zeit kennengelernt habe, Neues. Irgendwann dachte ich, ich wüsste nun endlich alles, was Du so erlebt und erlitten, verkorkst und besiegt hast. Aber nein! Du warst schier unerschöpflich. Und ich fragte mich, welches Deiner Erlebnisse Dich besonders charakterisiert. Und da fiel mir immer wieder die Geschichte von der Visite an Deinem Bett im Unfallkrankenhaus Boberg ein.

Es war irgendwann nach Deinem entsetzlichen Unfall: Im Bett liegt ein Haufen Mensch – zusammengeflickt und geschraubt, bandagiert und betropft aus diversen Beuteln, beatmet und vierundzwanzig Stunden am Tag umhegt und umpflegt, näher dem Tod als dem Leben.

Es versammeln sich die Weißkittel und schauen von oben, stehend, auf Dich hinunter. Der Höhenunterschied zwischen den Augen von denen und von Dir hat Dich schon immer gewurmt. Und der Oberweißkittel wendet sich an seine Unterweißkittel: „Um den müsst ihr euch nicht mehr viel kümmern. Der macht’s nicht mehr lange!“ Sprach’s und ging und hatte Dich mit seinem Defätismus, seinem Pessimismus, seiner Arroganz auf dem “Fuß“ erwischt, der noch heil war. Dem hast Du es zeigen wollen und das ist Dir gelungen! Ich bin allerdings sicher, dass dieser Spruch höchstens Auslöser aber nicht Ursache Deines: „Dem zeig ich‘s!“, war.

Andre, wie oft bist Du auferstanden? Was hat es Dich an Kraft gekostet? Was hat Deinen Lebensmut, Deinen Lebenshunger immer wieder auf Trab gebracht? Wie gelang es Dir Schmerzen, Trauer, Wut und Lebensverdruss immer wieder zu überwinden? Ich bin voll Bewunderung!

Zweifelsohne war Deine Frau Viola Dir ein Stock und Stab in dieser Finsternis. Aber Du hast das auch vor Viola geschafft. Vielleicht waren Deine Eltern – die natürlich eine Geschichte für sich sind, das kann in Deinem Leben gar nicht anders sein – vielleicht waren sie gut beraten, Dich Andre zu nennen, die französische Variante von Andreas und das bedeutet nach Wikipedia “der Tapfere“.

Und so tapfer, wie Du durch die Katastrophen Deines Lebens gegangen, manchmal geschlichen, gestolpert, manchmal gehumpelt bist, so tapfer bist Du in den Tod gegangen. Das weiß ich von Viola.

Andre, Du musst jetzt nicht mehr auferstehen. Du darfst jetzt ruhen, in Deinem Grab und in unseren Herzen.

Henning Hallwachs in Trauer bei Viola Rudel

(Viola Rudel, Curslacker Deich 250, 21039 Hamburg)

„Am Anfang war die Beleidigung.“
Didier Eribon