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An dieser Stelle finden Sie (chronologisch geordnet) Beiträge zu Veranstaltungen und Nachrichten.


125 Jahre UKE – Tag der offenen Tür am Samstag, 17. Mai 2014

07. Mai 2014

Das Programm von psychenet, "Irre menschlich", der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin finden Sie hier.

Weitere Informationen zur Geschichte des UKE´s finden Sie hier.

Tagung Arbeitsrhythmus und Anstaltsalltag

15. März 2013

Arbeit als Therapie in psychiatrischen Anstalten vom Kaiserreich bis in die Zeit des Nationalsozialismus

Tagung am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf; in Kooperation mit dem Bereich Ethik und Theorie der Medizin der Universität Magdeburg

11.04.2013 - 12.04.2013, Hamburg

In der Weimarer Reichsverfassung von 1919 wurde festgehalten, dass "[j]eder Deutsche [...] unbeschadet seiner persönlichen Freiheit die sittliche Pflicht [hat], seine geistigen und körperlichen Kräfte so zu betätigen, wie es das Wohl der Gesamtheit erfordert". Im Kontext der modernen Industriegesellschaft und des auf Erwerbsarbeit basierenden Weimarer Sozialstaates wurde Arbeit zur staatsbürgerlichen Pflicht erklärt. Die Wiederherstellung der Arbeitskraft schien sich diesem Grundsatz folgend zu einer medizinischen Leitidee zu entwickeln (Walter 1996), der die Psychiatrie mit der Ausweitung arbeitstherapeutischer Maßnahmen nachzukommen versuchte. Konzepte wie die "aktivere Krankenbehandlung" (Simon 1929) und die "Familienpflege" hatten unter anderem das Ziel, die Arbeitsfähigkeit der Patient_innen zu verbessern, um ihnen die als notwendig erachtete Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Beide Therapien beruhten auf dem Ansatz, dass Arbeit die "beste Medizin" und das "universellste Erziehungsmittel" (Meltzer 1927) darstelle. Patient_innen wurden auf dem Anstaltsgelände oder in einer Pflegefamilie für Arbeiten, vorzugsweise im landwirtschaftlichen, handwerklichen oder häuslichen Bereich, herangezogen. Darüber hinaus hatten arbeitstherapeutische Maßnahmen auch einen ökonomischen Zweck: Über die von den Patient_innen erbrachten Arbeitsleistungen sollten sich die staatlichen Ausgaben für den Anstaltsbetrieb minimieren.

Diese Trendwende in der Behandlung psychisch Kranker war jedoch keineswegs unumstritten. Ebenso wenig stellte sie ein Novum dar. Die Vorstellung, dass Arbeit und Beschäftigung sich therapeutisch nutzen lassen, existierte bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert. Und auch in der NS-Zeit stellte das Kriterium der Arbeitsfähigkeit das entscheidende Selektionskriterium der systematischen Massenvernichtungsaktionen dar.

Aber in Anbetracht der wirtschaftlichen und (sozial-)politischen Verhältnisse der Weimarer Zeit erhielt die Arbeitstherapie in den 1920er Jahren eine neue Qualität:

Denn innenpolitische Machtkämpfe in den Anfangsjahren der Republik, Reformen im Sozial- und Arbeitsrecht, Inflation, Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise machten vor den Anstaltstoren nicht halt und hinterließen ihre Spuren im Alltag psychiatrischer Institutionen, im Denken und Handeln der Pflegekräfte und Ärzt_innen, in den Wahrnehmungen und Äußerungen der Patient_innen.

Ziel der Tagung ist es,

  1. das Ineinandergreifen von Ökonomischen und (sozial-) politischen Gegebenheiten, therapeutischen Zielsetzungen und kulturellen Deutungsmustern am Beispiel der Arbeitstherapie in der Weimarer Zeit zu beleuchten und
  2. nach den Manifestationen dieser Verschränkungen im Alltag psychiatrischer Anstalten und ihrer Akteur_innen (Pfleger_innen, Patient_innen, Ärzt_innen etc.) zu fragen.

Darüber hinaus soll auch der strukturelle Wandel der Anstalten hinsichtlich der dortigen Produktionsstätten in der Zeit von Kaiserreich bis in die Zeit des Nationalsozialismus erfasst und erörtert werden.

Folgende Themenblöcke umreißen die inhaltliche Ausrichtung der Tagung:

  • "Arbeit und 'Gesundheit'"
  • "Arbeitsleistung und neue Therapieziele"
  • "Arbeit und Differenzierung der Anstalten"
  • "Arbeitsstrukturen und Anstaltsalltag"
  • "Produktionsstätten, Markt und Warenwelt"
  • "Arbeit und 'Nicht-Arbeit'"

Veranstalter_innen

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach/Dr. Monika Ankele) in Kooperation mit dem Bereich Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Prof. Dr. Eva Brinkschulte)

Tagungssort

Informationen zum Veranstaltungsort finden Sie hier.

Anmeldung und Rückfragen

Dr. Monika Ankele, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, UKE, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , Tel. 0 40-74 10-5 53 63

Um eine Anmeldung zur Tagung wird bis zum 25.03.2013 per E-Mail gebeten.

Tagungsgebühr

Die Tagungsgebühr beträgt € 10,00 (Barzahlung vor Ort).

Literaturnachweise:

Walter, Bernd: Psychiatrie und Gesellschaft in der Moderne. Geisteskrankenfürsorge in der Provinz Westfalen zwischen Kaiserreich und NS-Regime. Paderborn 1996, 205f.

Simon, Hermann: Aktivere Krankenbehandlung in der Irrenanstalt. Leipzig 1929.

Meltzer, Ewald: Aus der Idiotenanstalt Großhennersdorf i. Sa. Die neuen Ziele der Psychotherapie. In: Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift Nr. 9/29. Jg. (1927), S. 117-121, 119.

Die Tagung findet im Rahmen des DFG-Projektes "'Familienpflege' und 'aktivere Krankenbehandlung': Eine multiperspektivische Betrachtung der Arbeitstherapie im Alltag psychiatrischer Anstalten der 1920er Jahre" statt.

Das Programm als Faltblatt finden Sie hier.

"Kontrollverlust" – Ausstellung Uli Pforr

19. März 2013

Psyche und Kunst

Uli Pforr in der Galerie "Affenfaust"

Vom 23.03. bis zum 03.04.2013 stellt der Künstler Uli Pforr (34) unter dem Titel "Kontrollverlust" seine Werke in der Hamburger Galerie Affenfaust in der Detlev-Bremer-Straße 15 aus.

Der Ausgangspunkt der Ausstellung ist des Künstlers Buch "Diagnose Psychose", das auf seinen persönlichen Erfahrungen während eines ca. drei monatigen Klinikaufenthalts im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf beruht.

Während der Vernissage am 23.03 stellt Susanne Molter erstmals einen Trailer zu Uli Pforrs Psychobuch vor, das sie in einen Trickfilm umsetzen will. Uwe Bruns untermalt an dem Abend das Ausstellungsthema mit seiner Bassgitarre musikalisch.

Die aus seinem "Psycho-Buch“ bekannten Werke werden in der Ausstellung durch weitere farbenprächtige Darstellungen zum gleichen Thema ergänzt. Als zusätzliche Besonderheit haben der Künstler und die Aussteller für die Besucher einen speziellen "panic room" gestaltet.

Auszüge aus dem Buch "Diagnose Psychose" sowie den Flyer zur Ausstellung finden Sie hier.

Vernissage: Samstag, 23.03.2013, 20:00 Uhr

Ausstellungsdauer: 23.03.2013 – 03.04.2013

Öffnungszeiten: Sa 14:00 – 18:00 Uhr sowie nach Vereinbarung

Kontakt Künstler: www.ulipforr.de

Kontakt Galerie:

Adresse: Detlev-Bremer-Straße 15, 20359 Hamburg

Telefon: 0 40-53 26 93 79

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Webseite: www.affenfaust.org

Anders Breivik und die Schuld

04. Dezember 2011

Leserbrief an das Hamburger Abendblatt

Am 29.11.2011 wurde in allen Medien berichtet, dass Anders Breivik, der Mehrfach-Attentäter aus Norwegen, möglicherweise trotz 77 Morden nicht schuldfähig sei, weil er an einer schizophrenen Psychose leidet. Unzurechnungsfähig, obwohl er alles sorgfältig plante, nationalistisch begründete und dokumentierte?

Ich kenne Herrn Breivik und das Gutachten nicht, dafür viele Menschen mit Psychose-Erfahrung. Auf diesem Hintergrund drei Anmerkungen:

Wer psychotisch war/ist, ist deshalb nicht unbedingt und generell unverantwortlich oder schuldunfähig, die meisten sind überwiegend sehr sensibel und haben sehr feine Antennen für andere.

Ganz allgemein sind Menschen mit und ohne Psychosen nahezu gleich viel oder wenig kriminell – allerdings mit Unterschieden bei der Art der Delikte.

Vor allem aber: Sollte Herr Breivik krankheitsbedingt tatsächlich nicht schuldfähig sein – mit welcher Diagnose auch immer –, schließt das die Mitschuld anderer nicht aus: Mit oder ohne Erkrankung handelte er in einem politischen Zusammenhang; er nahm die faschistische Ideologie auf, beruft sich immer noch auf bestimmte Texte und Autoren. Er nahm sie wörtlich, folgte ihrer Intention – vielleicht krankheitsbedingt ungehemmter in seinen Handlungen; der Ideologie hält er dennoch den Spiegel vor. Insofern bleibt Schuld.

Prof. Dr. Thomas Bock

Leiter der Spezialambulanz für Psychosen und Bipolare Störungen im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

„Am Anfang war die Beleidigung.“
Didier Eribon